Dienstag, 30. Juni 2015

Der Geburtsort der Fürstenstatuen - der keltische Steinbruch in Büdingen

Den roten Sandstein sieht man in Büdingen überall. In die historische Stadtmauer und das Jerusalemer Tor wurde er verarbeitet. Man sieht ihn ständig als Gebäudesockel. Und wer sich tatsächlich mal in Richtung des Stadtteils Rinderbügen verirrt - oder einfach beim Baden im Freibad die Nase hoch genug aus dem Wasser reckt - kann sehen, woher schon die Kelten den Sandstein nahmen.

Keltischer Steinbruch "Am Hain"
Vielleicht erinnert ihr euch an den zweiten Teil meiner Berg-der-Kelten-Reihe?

"Von Baldhons Haus aus sah Adavall gut die roten Buntsandsteinfelsen,
die übermannshoch, wie eine Wunde, aus dem schier unendlichen
Wald des Hügellandes hervorblickten. Ein Schamane hatte dem Fürsten
in Jugendjahren bereits offenbart, dass die Erdenmutter diesem Ort einen besonderen
Segen gespendet hatte, auf dass ihr eigener Geist jeden Felsen, jedes
Staubkorn beseelt hatte. Dhalaitus hatte es sich ein gewaltiges Opfer kosten
lassen müssen, aber seitdem war kein anderer Steinbruch mehr für das Rohmaterial
seiner vier Statuen in Frage gekommen, die er sich anfertigen lassen
wollte."



Diesen Steinbruch gibt es wirklich. Beruflich fahre ich öfter die Straße nach Rinderbügen entlang und sehe jedesmal, wie das rote Gestein aus dem Wald heraus leuchtet. Den Prolog aus Der Berg der Kelten - Die Erben die Glaubergs habe ich ebenfalls hier spielen lassen. Und nachdem es schneller Sommer wurde, als ich tatsächlich realisieren konnte, wollte ich endlich mal wieder raus, fotografieren, und euch was erzählen, nachdem ich mich schon lange nicht gemeldet habe :). Büdingen ist dafür immer ein gutes Ziel - wenn man weiß, was man sucht ebenso gut, wie zum planlosen Loslaufen. Die herrliche, mittelalterliche Altstadt allein vermittelt das Gefühl einer Zeitreise, und ich schwelge in Vorfreude auf das anstehende Mittelalterfest Mitte Juli!

Büdingen - oder zumindest ein Stadtteil davon - war jedoch bereits zu keltischer Zeit wahrscheinlich ein bedeutender Siedlungsort - auch wenn die keltische Siedlung noch nicht genau lokalisiert werden konnte. Die Fundsituation ist rar verglichen mit dem Glauberg. Im Kreischborn wurde z.B. ein keltischer Gürtelhaken gefunden. In mancher Publikation wird der Eichelberg als möglicher Siedlungsort keltischer Zeiten vermutet. Dort ist heute das Wohngebiet gelegen, das linker Hand direkt hinter dem Ortseingang von Büdingen zu sehen ist, wenn man die Stadt aus Richtung Büches erreicht (auf der rechten Seite ist der Bahnhof gelegen). Das Gelände erhebt sich hier über die fruchtbare, aber heute noch sumpfige Seemenbachaue, die sich am schönsten hinter dem Schloss zeigt, wohl aber in der Eisenzeit keinen guten Platz für dauerhafte Siedlungen bot. Auf dem Eichelberg ist Hahles´ bester Freund Adavall zuhause. Womöglich lag die Siedlung jedoch auch an ganz anderer Stelle. An Büdingen, genau genommen am Stadtteil Diebach, führte nämlich die bereits zu keltischer Zeit genutzte "Hohe Straße", eine uralte, Handelsstrecke Richtung Rhön und weiter nach Thüringen, vorbei, die sich aus dem ebenfalls keltisch besiedelten Rhein-Main-Gebiet in die Mittelgebirgsketten schlängelt. Wirklich um die Ecke ist Diebach zum Eichelberg nicht, ich wollte der Theorie jedoch gerne glauben und habe im Berg der Kelten die Wirklichkeit wie oft mit meiner schriftstellerischen Freiheit übermalt.



Blick zum Büdinger Schloss über die Seemenbachaue
 
Wirkliche Spuren der Kelten finden sich deutlicher an anderer Stelle in Büdingen. Analysen haben ergeben, dass die Sandsteinvorkommen rund um Büdingen das Material für die vier Fürstenstatuen lieferten, die den Keltenfürsten vom Glauberg in den Tod begleiteten. Der Steinbruch schmückt sich mit seinem prominenten Kind aus der Früh-LaTene-Zeit. Ein großes Relief, das das Antlitz mit Mistelblattkrone ziert, erinnert an die keltischen Steinmetze, die hier ihr Rohmaterial gewannen.

Keltenfürst-Relief vor dem Steinbruch

Zum Hausbau, wie im Mittelalter, verwendeten die Kelten die Steine jedoch nicht. Zumindest sind keltische Steinhäuser bisher nicht gefunden worden und in keiner Überlieferung erwähnt. Fachwerkbauweise war üblich. Von daher ist auch in Frage zu stellen, wie groß und umfangreich die Sandsteinhalde genutzt wurde (und ob sie in keltischer Zeit wirklich so offensichtlich von weitem zu sehen gewesen war wie in meinem Roman beschrieben :) ). Heute jedoch bietet sich ein imposantes Panorama dem, der sich dem Steinbruch nähert. Betreten werden kann er leider nicht. Wer vor der Gegenwart flüchten möchte, dem bleibt nichts anderes übrig, als von der Waldseite einen Blick auf die Sandsteinhalde zu erhaschen (und bloß nicht zu nah an die mit Zaun abgesperrte und verflucht steile Kante heranzuklettern!) und die eigene Vorstellung spielen zu lassen. Viel leichter ist dies, wenn man den schönen Weg durch die Seemenbachaue zum Steinbruch nimmt (durch das Schlosstor den Weg betreten, der um den Schlosspark herumführt und nicht über die Brücke zum Freibad abbiegen, sondern weiter auf den Steinbruch zulaufen). Ich muss wieder häufiger raus, Freunde! Am besten in den Wald. Immerhin habe ich seinen Göttern und Geistern einen Roman gewidmet, dessen Belegexemplare ich in den kommenden Tagen erwartet. Bestimmt wisst ihr, wovon ich rede... Nein? Dann müsst ihr euch überraschen lassen oder einfach einen Blick auf die Homepage werfen! Ich gelobe Besserung und werde mich demnächst wieder häufiger melden, versprochen ;).






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